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DEUTSCHE OPER BERLIN - TOSCA
05.11.2025 - 23.04.2026 | Deutsche Oper Berlin
Wie in allen Opern Puccinis zeigt auch TOSCA, wie menschliche Aufmerksamkeit und kulinarisches Vergnügen einander bedingen können, wenn die künstlerischen Intentionen des Komponisten zum Maßstab der Interpretation werden. Der Aufschrei wie die Resignation sind die wesentlichen Bedingungen der humanen Aufmerksamkeit Puccinis: Das Mitleid, das er komponierte, begnügt sich nicht mit abstrakten Gesten, sondern zielt auf Unruhe, auf Veränderung. Aus den „kleinen Dingen“, die Puccini mit modernem Understatement als seinen Gegenstand bezeichnete, werden „große“, sofern wir das nur wollen. Der Zusammenhang zwischen Puccinis direkt und indirekt vom Geist Zolas, Hauptmanns und Gorkis beeinflusster Stoffwahl und seiner Kompositionsweise zeigt ihn gleichermaßen als Nachfolger Verdis wie als Vertreter des Verismo. Bekanntlich war er ein großer Wagner-Verehrer, aber alles andere als ein Epigone.
Vielmehr schuf er eine sehr persönliche Verbindung aus einigen Errungenschaften beider. Alle gewonnenen Verfeinerungen der Harmonie und alle Differenzierungen der Instrumentation verarbeitend, erlöste er dennoch die Stimme aus der orchestralen Verflechtung und gab ihr zugleich ein weitaus gebrocheneres, klangsensibleres Accompagnato im Orchester als der radikale Lakoniker Verdi. Dafür steht auch die ästhetische Thematik der TOSCA. Der musikalische Gestus ist ebenso brutal wie zärtlich, intelligent wie sentimental, präzise wie träumerisch. Puccini möchte unbedingt Lebenswahrheit, Genauigkeit auch des musikalischen Details, soziale Aufmerksamkeit, den poetischen Klang des scheinbar Alltäglichen, das Heroische mit Kalkül, den Kontrast zwischen engagierter Leidenschaft und kühler Distanz.
Der Polizeichef Scarpia, die Sängerin Floria Tosca und der Maler Cavaradossi beanspruchen Freiheit in jeder persönlichen Variante: als dynamisch-subjektiven Machtanspruch (Scarpia), als auf Veränderung zielendes rebellisches Ethos (Cavaradossi), als private, schlichte und zugleich grenzenlose Liebe (Tosca). In einer Zeit epochaler Umwälzungen gewinnen solche Haltungen exemplarische Sinnfälligkeit. Je nachdem, wie wir uns und Puccini in dieser Zeit begreifen, bleibt TOSCA eine Schauerromanze oder gerät zum Menetekel des Themas „Freiheit“. Jedenfalls bezahlt jeder der konträren Partner diese Dreiecksgeschichte mit dem Tod. Ihr Sterben nimmt keine Erlösungsgloriole für sich in Anspruch, sondern ist bitter, entsetzlich, definitiv.
Zur Inszenierung
Götz Friedrichs 1987 vorgenommene Neueinstudierung von Boleslaw Barlogs geradliniger und auf szenische Konkretheit bedachter Inszenierung aus dem Jahr 1969 nimmt die Intentionen Puccinis beim Wort – die gegenseitige Bedingtheit von menschlicher Aufmerksamkeit und kulinarischem Vergnügen wird von der Musik inspiriert zum Ausgangspunkt auch der szenischen Interpretation.
Dauer: 3 Stunden 15 Minuten / Zwei Pausen
Programm
Tosca
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem Drama LA TOSCA von Victorien Sardou
Uraufführung am 14. Januar 1900 in Rom
Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 13. April 1969
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Einführung: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Rang-Foyer rechts
empfohlen ab 13 Jahren
Ort
In Berlin-Charlottenburg wurde am 24. September 1961 das 1912 eröffnete und im Krieg zerstörte Opernhaus als Deutsche Oper Berlin wiedereröffnet. Es ist seither Berlins größtes sowie Deutschlands zweitgrößtes Musiktheater - und eines der modernsten in Europa. Das geradlinig-elegante Gebäude des Architekten Fritz Bornemann (u. a. Amerika-Gedenk-Bibliothek, Haus der Berliner Festspiele) bietet 1.859 Plätze und garantiert optimale Sichtverhältnisse sowie beste Akustik für jeden Besucher.
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